„Brauchen wir ein sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in Norderstedt / Südholstein?“

Informationsveranstaltung und Vereinssitzung am 23.09.2020 im Hotel Wilhelm-Busch“ in Norderstedt

„Kunterbund“ hat zur Veranstaltung „Brauchen wir ein sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) in Norderstedt / Südholstein?“ ins Hotel Wilhelm-Buch eingeladen. Gülnur Dizman und Dr. Thomas Schneider moderieren die Veranstaltung, die zusammen mit Dr. Reinhard Zahn konzipiert wurde.

Der Verein „Kunterbund“ (www.kinderzentrum-kunterbund.de) kümmert sich um die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Südholstein oder der Region „nördlich von Hamburg“.

„Es geht uns besonders um die Versorgung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen wie chronischer Krankheit oder Behinderung“ führt die Kinderärztin und Kunterbund-Vorstandsmitglied Gülnur Dizman aus. „Was wir hier brauchen ist eine individuell angepasste komplexe Diagnostik und Therapie. Das lässt sich nur in einem SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum) realisieren. Aber die vorhandenen Zentren sind zu weit (80 km – Pelzerhaken) oder an sich nicht zuständig (30 km – Werner-Otto – Institut Hamburg). Egal wie, die Wartezeiten überschreiten ein halbes Jahr.“

Dr. Stefan Ortfeld, der Leiter des SPZ Pelzerhaken, stellt die Grundlagen und die rechtliche Situation der sozialpädiatrischen Zentrum dar. „Die Situation hat sich in letzter Zeit sehr gebessert. Durch eine bessere Finanzierung konnte mehr Personal eingestellt werden und die Wartezeiten sind auf Wochen bis Monate gesunken“. Zusammen mit dem Leiter der Epileptologie (betreut speziell Kinder mit Krampfanfällen) PD Dr. Rainer Boor wird auf die Entwicklung der letzen 2 Jahre eingegangen, in denen sich das SPZ Pelzerhaken sich auf alte Tugenden besonnen hat. Für Kinder mit Zerebralparesen, Störungen der Muskelfunktion und Krampfanfällen wird das bekannte multiprofessionelle Team verstärkt, 3 Psychologen sind eingestellt und modernste Medizin wird angeboten. Dr. Stefan Ortfeld stellt aber klar: das Hauptproblem – die Unterfinanzierung der SPZ in Schleswig-Holstein – bleibt. „Das ist in Niedersachsen, Hamburg oder Mecklenburg – Vorpommern ganz anders. Dort gibt es Zuschüsse vom Land oder von der Stadt und die Kassen finanzieren ganz andere Patientenschein-Zahlen“.

PD Dr. Rainer Boor hält dann einen Fachvortrag über „elektronisch gestützte (video-) telemetrische epileptologische Versorgung mit dem Behandlungskalender Epi-Vista®“. Auch für Laien verständlich wird das Konzept der Computer-gestützten Auswertung von permanent übermittelten Daten zum Anfallsgeschehen (Art, Häufigkeit Dauer von Anfällen) und deren Schlussfolgerungen durch den Epileptologen dargelegt. „Damit wird ein völlig neues Niveau der Behandlung von Anfällen erreicht. „Ich kann individuell auf die Besonderheiten jedes einzelnen Patienten eingehen, ohne dass er permanent im Zentrum erscheinen muss“ sagt PD Dr. Rainer Boor.

Hier schließt sich der Kreis, so Dr. Thomas Schneider (Vorsitzender von Kunterbund und Kinderarzt in Hamburg). Am Beispiel der Behandlung von epileptischen Anfällen bei komplex kranken Kindern wird gezeigt, wie es gehen kann. „Ist ein starkes multiprofessionelles SPZ hier in Südholstein vor Ort mit einer ambulanten Einrichtung vertreten, können die Patienten primär eingeschätzt und verschiedenen Betreuungspfaden des spezialisierten SPZ zugeführt werden. Eltern und betroffene Kinder können telemetrisch über online-Kontakte oder auch stationär in Pelzerhaken betreut werden“ so Dr. Thomas Schneider. Er vergleicht die Situation mit Hamburg-Harburg, wo es seit kurzem eine ambulante Außenstelle des Werner-Otto-Institutes gibt. Erst hieß es: für die 170.000 Einwohner in Harburg sei dies unmöglich, dann hatten es die niedergelassenen Kinderärzte der Region 2019 zusammen mit Dr. Christian Fricke vom WOI durchgesetzt. „in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen mit umgebenden Gemeinden sind es ebenfalls 170.000 Einwohner“ so Dr. Thomas Schneider, „und die niedergelassenen Kinderärzte sind nicht minder engagiert“. Das bestätigt Dr. Jörg Benzig (Kinderarzt in Henstedt-Ulzburg und Quickborn) aus der Runde.

Hier meldet sich die Politik zu Wort. Frank Schulz von der CDU-Fraktion in Norderstedt äußert sich fraktionsübergreifend zu dem offensichtlichen Missstand in der Versorgung schwer chronisch kranker und behinderter Kinder. Er nimmt die Situation schon lange war, aber konnte dies nie mit Zahlen belegen. Umso mehr sei er betroffen, wie unterschiedlich es in den unterschiedlichen Bundesländern gehandhabt wird. „Hier müssen wir uns einschalten“ und „ich werde mich für ein SPZ einsetzen“ sagt der Pressesprechender der CDU im Sozialausschuss (Stadtparlament Norderstedt).

Dr. Matthias Helt, Anaesthesist und Chefarzt an der Paracelsusklinik Henstedt-Ulzburg ist an diesem Thema schon länger dran und sieht (als Mitglied des CDU Sozialausschusses) in der Kooperation mit dem SPZ Pelzerhaken eine „unbedingt förderwürdige“ Konstellation, die unbedingt „bis zum Ziel verfolgt“ werden muss. Er bietet ausdrücklich Hilfe als Politiker und auch als Chefarzt einer Klinik an. Die telemetrische Epilepsie-Betreuung kann auch was für die Klinik sein.

In der Runde diskutiert Frau Solli Dogunke für die Kindertagesstätten „der Kinder wegen“ und betont aus Ihrer Sicht den Bedarf an Medizin für chronisch kranke Kinder, der über die Frühförderung hinaus geht.

Dr. Reinhard Zahn (Vorstandsmitglied Kunterbund) nimmt Bezug auf die langjährigen ehrenamtlichen Bemühungen und betont wie wichtig der Einsatz der niedergelassenen Kinderärzte und der betroffenen Eltern ist.

Frau Dr. Yi-Ling v. Mackensen (Hautärztin und betroffene Mutter aus Norderstedt sagt: „Es wäre großartig, wenn mit Hilfe der Kollegen aus Pelzerhaken sowie der Kommunalpolitik ein erstes Konzept auf die Beine gestellt werden könnte, und es würde mich sehr interessieren zu erfahren wie das Vorhaben, die medizinische Versorgung von Kindern mit Behinderung und besonderen Bedürfnissen lokal zu verbessern, weiter Gestalt annimmt.“

Tagesordnung der Veranstaltung

Erste Reaktionen kommen aus dem SPZ Pelzerhaken. „Wir sollten mit einer Pilotphase zur videotelemetrischen Epilepsie-Betreuung beginnen. Im ersten Schritt würde es genügen,  den Eltern/Praxen/…. ein Laptop (mit Webcam) zur Verfügung zu stellen“.

Aus Sicht von „Kunterbund“ ist das ein guter Anlass für Spenden: www.kinderzentrum-kunterbund.de. Und es wird ausdrücklich dazu aufgerufen!

Zum anderen „ist es nochmal wichtig alle Kinderärzte an den Tisch zu bekommen“, sagt Dr. Thomas Schneider, „das sollte doch nicht unmöglich“ sein oder man „wagt das Unmögliche“.

Kunterbund

Langsam mahlen die Mühlen, aber sie mahlen

Image by Dimitris Vetsikas from Pixabay

Auch wenn vordergründig nicht viel zu passieren scheint, im Hintergrund arbeiten wir weiterhin unermüdlich an der Verwirklichung unserer Idee.

Durch intensive Gespräche mit der Politik konnten wir die Idee eines Sozialpädiatrischen-Zentrums in die aktuellen Diskussionen der Gesundheitspolitik in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt einbringen und hoffen hier bald einen Erfolg vermelden zu können.

Drücken Sie uns die Daumen!

Gülnur Dizman, Thomas Schneider, Barbara Griem

Unser Kurs „der Praxisnotfall bei Kindern“ im Rückblick

Am 18.04. fand im Seminarhaus Norderstedt der 1. Kurs für Kinderpraxis-Helferin-nen,  -Kinderkrankenschwestern und KiTa –Erziehrinnen „der Praxisnotfall bei Kindern“ mit praktischen Reanimationstraining statt.

Die 12 Teilnehmerinnen waren sich einig: „das muss  man öfter machen, das ist was für jeden Kinderpraxis- und KiTa-Mitarbeiter“.

Kunterbund war mit den Kinderärzten Gülnur Dizman, Uwe Thiede und Thomas Schneider sowie dem Internisten Dr. Gottfried Zahn aktiv dabei.

Vorträge mit Fallbeispielen drehten sich um

  • Der Notfall in der Praxis — Zahn/Schneider
  • Das bewußtlose Kind — Schneider
  • Das Kind mit plötzlicher Atemstörung — Thiede
  • Das verletzte Kind mit Verbrühung-Verbrennung — Schneider
  • Meningokokkensepsis, Waterhouse-Friderichsen Syndrom
  • Reanimation (PBLS) — Thiede
  • Reanimationstraining an einer Puppe — Dizman/Zahn/Thiede/Schneider.

Wir alle haben so viel gelernt, auch über die unterschiedlichen Sichtweisen von Kinderarzthelferinnen, Kinderkrankenschwestern in Praxis und KiTa.

Der nächste Kurs muss in einer KiTa sein, auch da war man sich einig. Wir bemühen uns um das „Bunte Haus“ als nächsten Veranstaltungsort

Mit freundlichem Gruß, Dr. Thomas Schneider

 

Einladung zur Fortbildung: Der Notfall beim Kind in Praxis und Kinderbetreuung (Kinderkrippe, Kindergarten)

Zielgruppe: Kinder-MFA und Kinderkrankenschwester, Praxis-Teams mit Ärztin/Arzt, Teams der Kindertagesbetreuung wie Kinderkrippen und Kindergärten.

  • Das bewusstlose Kind
  • Das Kind mit plötzlicher Atemstörung
  • Das verletzte Kind mit Schmerzen / Verbrühung-Verbrennung
  • Reanimationstraining an einer Puppe

Referenten: Uwe Thiede, Facharzt für Kinderheilkunde und Dr. Thomas Schneider, Facharzt Kindergastroenterologe

In der Kinderpraxis und im Kindergarten treffen wir auf Kinder mit verschiedenen Grunderkrankungen, mit Infektionen, Fieber und plötzlichen Kranksein. Es passieren Unfälle, z.B. die Verbrühung und nicht immer ist der Arzt/Ärztin verfügbar oder anwesend. Manchmal ist das Praxisteam bereits mit einem Notfall beschäftigt.

Wie verhalte ich mich als nichtärztliche Fachkraft, MFA, Krankenschwester, wenn plötzlich ein Kind krampft, nicht ansprechbar und schlaff ist oder vor Schmerzen schreit?

Was muss und was kann ich tun bis der Arzt oder die Notärztin kommen?

Notfall beim Kind Einladung

Der erste Termin wird der 18.04.2018 sein, 15.00 Uhr

ORT: Seminarhauses der Stadtwerke in der Ulzburger Straße 201 (Ulzburger Str./Ecke Buchenweg) Raum „Eckernförde“

Bitte melden Sie sich an, damit wir uns auf die Teilnehmer einstellen können.

Wir bitten um die Anmeldung als formlose Mitteilung (Rückfax oder mail an die Faxnummer 520 16 592 oder per email an mail@kinderzentrum-kunterbund.de

Die Teilnahme ist kostenlos, wobei wir uns über eine Spende für unseren Verein freuen würden – wie soll es sonst auch anders gehen. Getränke sind frei, Brezeln können günstig erstanden werden.

Susanne Walther, Thomas Schneider, Gottfried Zahn für KunterbunD

Südholstein braucht ein SPZ

Nach einem schwierigen Jahr und ungeahnten Widerständen die sich unserem Projekt entgegen stellten, haben wir jetzt ein Ziel, das wir so schnell wie möglich realisieren wollen.

Ein Sozialpädiatrisches Zentrum, kurz SPZ.

Was ist ein SPZ?

Wir haben hier ein ausführliches PDF zum Download, aber hier einmal in Kurzform:

In einem SPZ werden die diagnostischen und therapeutischen Dienste zusammengefasst, die Eltern für eine gute Betreuung und Behandlung ihrer Kinder mit besonderen Anforderungen brauchen. Anstatt von Ort zu Ort laufen, finden Eltern und Kinder in einem SBZ  Ärzte und Therapeuten, die auf chronische Krankheiten, Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen spezialisiert sind.

In einem SPZ werden Eltern und Kinder in enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten, Fördereinrichtungen und Therapeuten der Umgebung beraten und unterstützt, um den Kindern und Familien die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

Im Bereich Südholstein liegen die nächsten Sozialpädiatrischen Zentren in Hamburg, Lübeck, Neustadt und Kiel. Wir meinen, dass unsere Region damit unterversorgt ist und die Kinder und Familien unzumutbaren Anfahrtswegen und Wartezeiten ausgesetzt werden, um eine gute Behandlung und Beratung sicher zu stellen. 

Deswegen braucht Südholstein ein SPZ!.

In Hamburg soll ein Bürgerspital entstehen.

In Hamburg formiert sich z.Zt. eine Initiative für eine andere Krankenhaus-Medizin. Sie wendet sich nicht gegen die „konventionelle Medizin“, die sich – ausgehend von den Krankheitsursachen („Pathogenese“) – durch die elektronische Informationstechnik mit Ultraschall, Röntgenstrahlen,  Magentresonanz, Glasfaser- und Kathetertechniken u.v.a.m. ungeahnte Einsichts- und Eingriffsmöglichkeiten in den menschlichen Körper verschafft hat.

Die Bürger sehen aber mit Bedauern, wie diese Medizin Geschäftsmodelle gebärt, in denen von Ärzten und Pflegern ein bloßes profitorientiertes bzw. -optimiertes Handeln am Patienten erwartet wird, da der diagnostische und interventionelle Einsatz der Medizintechnik gut bezahlt wird. Gesundheitsstärkende Kräfte des Menschen („Salutogenese“), deren Mobilisierung seit Menschheitsgedenken wesentlicher Inhalt jeder Medizin waren, bleiben dagegen in einem solchen System auf der Strecke, denn dafür gibt es keinen „Bezahlungskatalog“. Oft sind es gerade die als „alternativ“ bezeichneten oder auch „hausmedizinischen“ Heilmethoden sowie die „Gesprächsmedizin“, die Arzt und Pflege an den kranken Menschen heranführen, ihn menschliche  Zuwendung spüren lassen und heilende Kräfte in ihm mobilisieren.

Die Hamburger Bürger fordern nun ein „Bürgerkrankenhaus“, also von Bürgern initiiert und getragen, in dem sich die konventionelle, pathogenetisch begründete und maßnahmengeprägte Medizin bewusst mit salutogenetischem Denken und Handeln verbindet – und trotzdem bezahlbar für alle wird. Sie nennen es eine „integrative Medizin“. Die nächste Versammlung der Hamburger Initiative erfolgt am 27. Januar 2016 um 18:30 Uhr in den Räumen der GLS Gemeinschaftsbank eG, Filiale Hamburg, Düsterenstraße 10, 20355 Hamburg (S-Bahn Stadthausbrücke, U-Bahn Rödingsmarkt).

Wir KunterbunDler denken ganz ähnlich wie die Hamburger Initiative, die auf die Erwachenenmedizin zielt, und meinen, dass ein solcher integrativer Ansatz der Medizin noch viel mehr für die Kindermedizin gilt. Denn wir wollen ja eine funktionierende medizinische Versorgung kranker Kinder in Norderstedt erreichen, die naturwissenschaftlich begründete Diagnose- und Heilmethoden ganz bewusst mit der menschlicher Zuwendung verbindet. Eine solche Medizin haben nicht nur unsere kranken Kinder, sondern auch ihre gesunden Eltern bitter nötig. Hier bietet sich für uns also eine Netzwerkbildung mit den Hamburgern an und wird von unseren Vorsitzenden auch aufgenommen werden.

Beitrag verfasst von Reinhard Zahn