Wir stellen in diesen letzten Wochen des Jahres 2024 nun den Antrag auf Ermächtigung für ein SPZ auf der Rechtsgundlage SGB V §119.
Lange hat der Verein „Kunterbund e.V.“ ehrenamtlich an der Neugründung eines SPZ im Norden Hamburgs für Schleswig-Holstein gearbeitet.
Zusammen mit den niedergelassenen Kinderärzten wurde der Bedarf geprüft und in einer Projektbeschreibung zusammengefasst. Die Neugründung erfolgt in Kooperation der bereits bestehenden Frühförderung in Norderstedt.
Der Standort ist in Norderstedt. Der Träger ist die Diakonische Kranken- und Altenpflege in den Kirchenkreisen Hamburg West/Südholstein und Rantzau-Münsterdorf gemeinnützige GmbH „Pflege-Diakonie“.
Integrativ interdisziplinär werden Kinder mit körperlicher, geistiger und seelischer Behinderung (besonderer Bedarf) betreut. Eine Einschränkung der Diagnosen ist nicht vorgesehen und nicht zulässig [1].
Zur Klarstellung des Behandlungsspektrums wurden Listen mit einer Diagnoseauswahl erstellt.
Die interdisziplinäre Betreuung soll auf Überweisung von Kinderärzten (Facharzt Kinder- und Jugendmedizin), Kinder-/Jugend -Psychiatern, -Chirurgen, Fachärzten für Allgemeinmedizin, Orthopädie, Neurologie und HNO erfolgen.
Es wird eine jährlich gestaffelte Zunahme der Fallzahl entsprechend der Entwicklung des SPZ erwartet. Das SGB V §119 sieht keine Fallzahlbegrenzung vor [1].
Die Personalstruktur und räumliche Gestaltung richtet sich nach dem Altöttinger Papier [2].
Geeignete Räumlichkeiten wurden in Norderstedt im Bereich der Emmaus-Gemeinde erworben und nach den Vorgaben des Altöttinger Papier [2] umgebaut.
Ausstattung: EEG, 1-2 Sonographiegeräte für Kopf, Schilddrüse, Gelenk- (Hüfte), Muskel- und Abdomen-Ultraschall, Ergo- und Physiotherapieausstattung, Seh- und Hörtest-Apparatur. Weitere Ausstattungen sind geplant.
Wir starteten am 23.11.2024 eine Kampagne um unser Ziel mit Spenden zu unterstützen.
Die Spenden werden von uns für die materielle Ausstattung des SPZ verwendet.
Vielleicht habt ihr schon unsere Plakate gesehen. Ab sofort hängen unsere Plakate überall in Norderstedt, um unser SPZ bekannt zu machen. Es geht uns darum, Spenden für unser Projekt „ein SPZ für Südholstein“ zu sammeln.
Ein SPZ (sozial-pädiatrisches Zentrum) ist so ein Art Arztpraxis für komplex kranke Kinder von 0-17, die auch Ergo-, Physio- und andere Behandlungen anbietet. Das SPZ verbindet mehrere Arzt- Fachrichtungen miteinander und genau so etwas fehlt uns im Süden Schleswig-Holsteins.
Wir danken Bennett, Christoph, Katarina – Luna, Leo, Lilly, Zoe für die Hilfe bei der Plakataufhängung bei Blitzeis und Kälte.
Nach wie vor arbeiten wir daran, die Notwendigkeit eines SPZ hier in Süd-Holstein bekannt zu machen. Insbesondere benötigen wir dafür die Unterstützung der Kinderärzte.
Am 29.06.2022 hatten wir uns im Hotel Wilhelm-Busch getroffen, um auf die Initiative unseres Vereins Kunterbund e.V. zur Gründung eines wohnortnahen Sozialpädiatrisches Zentrums (SPZ) im Süden Schleswig-Holsteins hinzuweisen.
Wir konnten zeigen, dass
de facto ein großer Bedarf an Behandlungsplätzen für komplex chronisch kranke Kinder besteht: Bei 2,9 Mio Einwohnern (471.910 Kinder und Jugendliche <18) in Schleswig-Holstein stehen rund 7.500 SPZ Ermächtigungsscheinen ~ 23.000 Bedürftige gegenüber.
Wartezeiten zwischen 3-6 Monaten in den 4 SPZ in Schleswig-Holstein und etwa 1 Jahr im WOI (Werner-Otto-Institut) in Hamburg die Regel sind.
Seit nun mehr als 5 Jahren bemüht sich der Verein Kunterbund e.V. intensiv um eine sozial-pädiatrische Versorgung im Süden Schleswig-Holsteins mit einem Einzugsgebiet von etwa 150.000 Einwohnern (16-17% Kinderanteil: überproportional hoch, 5-15% komplex behinderte und Kranke).
Wir haben mit großen SPZ, Trägern von SPZ, Freien und gemeinnützigen Organisationen, der lokalen und Landespolitik intensive Gespräche geführt.
Wir haben wir einen starken Träger interessieren können und stehen nun vor der Herausforderung einen Antrag auf Ermächtigung bei der KV zu stellen.
Die anwesenden Kinderärzte betonten den großen Bedarf an SPZ-Behandlung ohne lange Wartezeiten, die die Entwicklungsprognose der Kinder gefährden. Es eilt.
Nun ist es an der Zeit, den Willen der regionalen Kinderärzte auf Gründung eines SPZ im Raum Südholstein mit Sitz des Trägers in Norderstedt zu bekräftigen und transparent in einer Deklaration niederzulegen.
Nach wie vor kämpfen wir in unserem Verein mit einem grundsätzlichen Problem: Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schlecht es um die Versorgung komplex behinderter Kinder steht.
Die meisten Menschen haben keine Vorstellung davon, was es bedeutet ein behindertes Kind zu versorgen, Monate auf Untersuchungstermine zu warten, noch länger auf Behandlungstermine zu warten. Den Stress, den diese Dauerbelastung erzeugt, müssen in den allermeisten Fällen die Eltern ganz alleine tragen.
Seit Jahren versuchen wir mit unserem Verein Wege zu finden, diese Belastung zu reduzieren. Ein ortsnahes SPZ, in dem Therapie-Zentren zusammen gefasst sind, und wo die Kinder umfassend versorgt werden können, würde für diese Familien eine enorme Verbesserung sein.
Aber unser grundsätzliches Problem bleibt, dass die Öffentlichkeit von diesem Problem gar nichts weiß.
Informationsveranstaltung und Vereinssitzung am 23.09.2020 im Hotel Wilhelm-Busch“ in Norderstedt
„Kunterbund“ hat
zur Veranstaltung „Brauchen wir ein sozialpädiatrisches Zentrum
(SPZ) in Norderstedt / Südholstein?“ ins Hotel Wilhelm-Buch
eingeladen. Gülnur Dizman und Dr. Thomas Schneider
moderieren die Veranstaltung, die zusammen mit Dr. Reinhard Zahn
konzipiert wurde.
Der Verein
„Kunterbund“ (www.kinderzentrum-kunterbund.de)
kümmert sich um die medizinische Versorgung von Kindern und
Jugendlichen in Südholstein oder der Region „nördlich von
Hamburg“.
„Es geht uns
besonders um die Versorgung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen
wie chronischer Krankheit oder Behinderung“ führt die Kinderärztin
und Kunterbund-Vorstandsmitglied Gülnur Dizman aus. „Was wir hier
brauchen ist eine individuell angepasste komplexe Diagnostik und
Therapie. Das lässt sich nur in einem SPZ (sozialpädiatrisches
Zentrum) realisieren. Aber die vorhandenen Zentren sind zu weit (80
km – Pelzerhaken) oder an sich nicht zuständig (30 km –
Werner-Otto – Institut Hamburg). Egal wie, die Wartezeiten
überschreiten ein halbes Jahr.“
Dr. Stefan Ortfeld, der Leiter des SPZ Pelzerhaken,
stellt die Grundlagen und die rechtliche Situation der
sozialpädiatrischen Zentrum dar. „Die Situation hat sich in
letzter Zeit sehr gebessert. Durch eine bessere Finanzierung konnte
mehr Personal eingestellt werden und die Wartezeiten sind auf Wochen
bis Monate gesunken“. Zusammen mit dem Leiter der Epileptologie
(betreut speziell Kinder mit Krampfanfällen) PD Dr. Rainer Boor
wird auf die Entwicklung der letzen 2 Jahre eingegangen, in denen
sich das SPZ Pelzerhaken sich auf alte Tugenden besonnen hat. Für
Kinder mit Zerebralparesen, Störungen der Muskelfunktion und
Krampfanfällen wird das bekannte multiprofessionelle Team
verstärkt, 3 Psychologen sind eingestellt und modernste Medizin wird
angeboten. Dr. Stefan Ortfeld stellt aber klar: das Hauptproblem –
die Unterfinanzierung der SPZ in Schleswig-Holstein – bleibt. „Das
ist in Niedersachsen, Hamburg oder Mecklenburg – Vorpommern ganz
anders. Dort gibt es Zuschüsse vom Land oder von der Stadt und die
Kassen finanzieren ganz andere Patientenschein-Zahlen“.
PD Dr. Rainer Boor
hält dann einen Fachvortrag über „elektronisch gestützte
(video-) telemetrische epileptologische Versorgung mit dem
Behandlungskalender Epi-Vista®“. Auch für Laien verständlich
wird das Konzept der Computer-gestützten Auswertung von permanent
übermittelten Daten zum Anfallsgeschehen (Art, Häufigkeit Dauer von
Anfällen) und deren Schlussfolgerungen durch den Epileptologen
dargelegt. „Damit wird ein völlig neues Niveau der Behandlung von
Anfällen erreicht. „Ich kann individuell auf die Besonderheiten
jedes einzelnen Patienten eingehen, ohne dass er permanent im Zentrum
erscheinen muss“ sagt PD Dr. Rainer Boor.
Hier schließt sich
der Kreis, so Dr. Thomas Schneider (Vorsitzender von Kunterbund und
Kinderarzt in Hamburg). Am Beispiel der Behandlung von epileptischen
Anfällen bei komplex kranken Kindern wird gezeigt, wie es gehen
kann. „Ist ein starkes multiprofessionelles SPZ hier in Südholstein
vor Ort mit einer ambulanten Einrichtung vertreten, können die
Patienten primär eingeschätzt und verschiedenen Betreuungspfaden
des spezialisierten SPZ zugeführt werden. Eltern und betroffene
Kinder können telemetrisch über online-Kontakte oder auch stationär
in Pelzerhaken betreut werden“ so Dr. Thomas Schneider. Er
vergleicht die Situation mit Hamburg-Harburg, wo es seit kurzem eine
ambulante Außenstelle des Werner-Otto-Institutes gibt. Erst hieß
es: für die 170.000 Einwohner in Harburg sei dies unmöglich, dann
hatten es die niedergelassenen Kinderärzte der Region 2019 zusammen
mit Dr. Christian Fricke vom WOI durchgesetzt. „in Norderstedt,
Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen mit umgebenden Gemeinden sind es
ebenfalls 170.000 Einwohner“ so Dr. Thomas Schneider, „und die
niedergelassenen Kinderärzte sind nicht minder engagiert“. Das
bestätigt Dr. Jörg Benzig (Kinderarzt in Henstedt-Ulzburg
und Quickborn) aus der Runde.
Hier meldet sich die
Politik zu Wort. Frank Schulz von der CDU-Fraktion in
Norderstedt äußert sich fraktionsübergreifend zu dem
offensichtlichen Missstand in der Versorgung schwer chronisch kranker
und behinderter Kinder. Er nimmt die Situation schon lange war, aber
konnte dies nie mit Zahlen belegen. Umso mehr sei er betroffen, wie
unterschiedlich es in den unterschiedlichen Bundesländern gehandhabt
wird. „Hier müssen wir uns einschalten“ und „ich werde mich
für ein SPZ einsetzen“ sagt der Pressesprechender der CDU im
Sozialausschuss (Stadtparlament Norderstedt).
Dr. Matthias
Helt, Anaesthesist und Chefarzt an der Paracelsusklinik
Henstedt-Ulzburg ist an diesem Thema schon länger dran und sieht
(als Mitglied des CDU Sozialausschusses) in der Kooperation mit dem
SPZ Pelzerhaken eine „unbedingt förderwürdige“ Konstellation,
die unbedingt „bis zum Ziel verfolgt“ werden muss. Er bietet
ausdrücklich Hilfe als Politiker und auch als Chefarzt einer Klinik
an. Die telemetrische Epilepsie-Betreuung kann auch was für die
Klinik sein.
In der Runde
diskutiert Frau Solli Dogunke für die Kindertagesstätten
„der Kinder wegen“ und betont aus Ihrer Sicht den Bedarf an
Medizin für chronisch kranke Kinder, der über die Frühförderung
hinaus geht.
Dr. Reinhard Zahn
(Vorstandsmitglied Kunterbund) nimmt Bezug auf die langjährigen
ehrenamtlichen Bemühungen und betont wie wichtig der Einsatz der
niedergelassenen Kinderärzte und der betroffenen Eltern ist.
Frau Dr. Yi-Ling
v. Mackensen (Hautärztin und betroffene Mutter aus Norderstedt
sagt: „Es wäre großartig, wenn mit Hilfe der Kollegen aus
Pelzerhaken sowie der Kommunalpolitik ein erstes Konzept auf die
Beine gestellt werden könnte, und es würde mich sehr interessieren
zu erfahren wie das Vorhaben, die medizinische Versorgung von Kindern
mit Behinderung und besonderen Bedürfnissen lokal zu verbessern,
weiter Gestalt annimmt.“
Erste Reaktionen
kommen aus dem SPZ Pelzerhaken. „Wir sollten mit einer Pilotphase
zur videotelemetrischen Epilepsie-Betreuung
beginnen. Im
ersten Schritt würde es genügen, den Eltern/Praxen/…. ein
Laptop (mit Webcam) zur Verfügung zu stellen“.
Aus
Sicht von „Kunterbund“ ist das ein guter Anlass für Spenden:
www.kinderzentrum-kunterbund.de.
Und es wird ausdrücklich dazu aufgerufen!
Zum anderen „ist
es nochmal wichtig alle Kinderärzte an den Tisch zu
bekommen“, sagt Dr. Thomas Schneider, „das sollte doch nicht
unmöglich“ sein oder man „wagt das Unmögliche“.